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Yoga zwischen Religion, Entspannung und Leistungssport

Was ist richtig? Ist das Sport? Wie viel „Religion“ gehört dazu?

Je nachdem, wo und über wen man erstmals mit Yoga in Kontakt kommt, erhält man ein ganz unterschiedliches Bild. Während die Yoga-Praxis der Fitnessstudios mancherorts eher „Gymnastik mit Yogaelementen“ gleicht, zeigen sich vor allem kleinere Yogaschulen als geradezu religiöse und spirituelle Orte, mit gesungenen Mantras, Räucherstäbchen und religiösen Symbolen. Dabei stellt sich Anfängern, aber auch erfahrenen Yogis und Yoginis im Laufe der Praxis die Frage: Was ist richtig? Ist das Sport? Wie viel „Religion“ gehört dazu?

Yoga ist unbestreitbar eine uralte religiöse Lehre, die vermutlich erstmals rund 400 vor Christus in den hinduistischen Schriften, den „Upanishaden“, namentlich erwähnt wurde. Im Grunde ist Yoga dabei nur eine von sechs sogenannten „Darshanas“ des Hinduismus, denen sich die Gläubigen widmeten. Wer es also ganz genau nimmt, müsste sich eigentlich auch noch den restlichen klassischen Schulen widmen. Doch kennen Sie jemanden, der neben dem Yoga auch noch Mimansa, Vedanta, Samkhya, Nyaya und Vaisheshika praktiziert? Eben.

Yoga hat sich im Laufe der Jahrhunderte als eigenständige Praxis kontinuierlich weiterentwickelt und ist dadurch zuletzt vor allem im 20. Jahrhundert im Westen zu einer ganz eigenen Form geworden, mit deren positiven Wirkungen sich sogar die Krankenkassen irgendwann befassen mussten. Auf der Seite der DAK heißt es beispielsweise aktuell: „Die körperlichen und mentalen Übungen liegen mittlerweile voll im Trend. Mit gutem Grund: Wer eine gut angeleitete Stunde genossen hat, schwört anschließend meist Stein und Bein auf Yoga. Der Ansatz der uralten Tradition ist ganzheitlich: Verschiedene Dehn- und Kräftigungsübungen stärken die Muskeln und machen Schluss mit Verspannungen. Atemtechniken sorgen für Entspannung und Energie. Meditationsübungen beruhigen und sensibilisieren Sie für Ihre eigenen Bedürfnisse. “ (http://www.dak.de/dak/leistungen/Yoga-1098268.html)

Wenn man so will, ist dies der kleinste gemeinsame Nenner: Wer Yoga praktiziert, fühlt sich in der Regel ausgeglichener und der Körper wird rundum gekräftigt und gedehnt. Was hier mit anklingt, ist die alte Faustregel: „Was gut tut, ist gut“. Das gilt z.B. ganz besonders für Yoga nach bzw. vor der Schwangerschaft: „Vor allem im Rahmen von Schwangerschaft und Geburt hat sich Yoga nachweislich bewährt. Richtig angeleitet, wirkt Yoga unterstützend bei der Geburtsvorbereitung, denn es trainiert ja vor allem den Beckenboden sowie die Bauch- und Rückenmuskulatur,“ so Jana Wetterau-Kliebisch, Physiotherapeutin sowie Fitness- und Pilates-Trainerin und mit „buggyFit“ eine Vorreiterin im Bereich Mami-Fitness.

Letztlich muss also – wie so oft – jeder für sich selbst entscheiden, wie wichtig die religiösen Elemente sind. Ein wichtiges Konzept des traditionellen Yoga, die Chakren, also Energiezentren, haben sich beispielsweise bisher jeder „wissenschaftlichen“ Untersuchung widersetzt. Dennoch ist es wichtig zu wissen, welche Ursprünge Yoga hat. Das hilft nämlich im Extremfall auch, „esoterische Fanatiker“ von traditionellen Yogis und Yoginis zu unterscheiden.

In der Regel sind die kleineren Yoga-Studios etwas näher am Ursprung des Yoga. Meist beziehen sie sich dabei auch ganz konkret auf eine spezielle Yoga-Richtung, etwa Ashtanga-, Jivamukti- oder Kundalini-Yoga. Hier gehören das Singen von Mantras und andere Rituale in der Regel mit zur Praxis. Viele größere Studios bieten zusätzlich zu den klassischen Stilen auch Kurse mit sportiven Namen wie „Poweryoga“ oder „Yoga-Flow“ an, die sich vor allem auf die „körperlichen Übungen“, d.h. auf das Einnehmen der Asanas konzentrieren.

Dies sind natürlich nur erste Anhaltspunkte, um einzuschätzen, was einen in diesen Studios erwarten könnte und sicher keine Gründe, ein Studio nicht zu betreten. So ist das nun mal mit der Praxis: Man muss sie ausprobieren.

(Autor: Alex Hirsch)